Fausts Erben

Die Geschichte des Weingutes, deren Bewohner und Erbauer

Inschriften

In den vielen verbauten Sandsteinen auf dem Hof finden wir immer wieder Inschriften, Jahreszahlen oder Initialen. Manche sind prominent zu sehen, andere muss man erst aufspüren. Und einige Inschriften sind auch gar nicht mehr vorhanden: nur von alten Fotos, Zeichnungen und Gesprächen mit Passanten können wir die noch rekonstruieren.

Inschriftentafeln

Im Torbogen sind 3 Sandsteintafeln eingefasst, die stellenweise schon stark verwittert sind und kaum noch zu entziffern. Glücklicherweise gab es einen Zeitungsartikel in der Froschpost, der uns dabei weiterhelfen konnte. Die dort erwähnten Inschriften weichen leicht von den noch lesbaren Sprüchen ab, was ich versucht habe abzugleichen.

Tafel 1

Tafel1… (nicht lesbare Zeile)…
Im Glück nicht verzagen,
das Unvermeidliche
mit Würde tragen,
das Gute tun, am Schönen sich
erfreuen,
das Leben lieben und den Tod nicht
scheuen und fest an Gott und bessere Zukunft glauben,
heißt leben, heißt den Tod sein
bittres rauben.

Tafel 2

Tafel2Alle meine Neider laß neiden,
alle meine Hasser laß hassen,
was mir Gott gönnt,
müssen sie mir doch lassen,
Gott hat … (nicht lesbar)…
Gott hilft … (nicht lesbar)…
Gott wird noch weiter helfen
1475

Die Zahl 1475 ist nur sehr schwer zu lesen, aber ich meine es ist deutlich eine 14 zu erkennen. Ob das auf das Jahr 1475 zurückgeht ist schwer zu sagen. Mindestens eine Inschrift besagt jedoch auch, dass das Gehöft um 1400 entstanden sei (siehe weiter unten). Davon haben wir jedoch bisher keine konkreten Beweise gefunden.

Tafel 3

Tafel3Viele Leut´ um mich bekümmern sich
und haben doch in ihrem Hause
beide Hände voll zu fegen aus.
Ich achte meine Hasser
gleich wie das Regenwasser,
das von den Dächern fließt

Tafel 4

Diese Tafel hängt am Giebel des Gesinde- oder Bauernhauses, und ist noch am besten erhalten. Erstaunlicherweise wurde diese Tafel bisher nirgends auf auf alten Zeichnungen, Fotos oder Artikel verewigt:

D:DCIM100DICAMDSCI4596.JPGOra et Labora
Nicht zu niedrich, nicht zu hoch
Frisch gebaut, gehofft auf Gott,
Unsre Zeit vergeht geschwind,
Nehmt sie an wie ihr sie fint
Ist sie bös, laßt sie vorüber,
Ist sie gut, so freut euch drüber

Wer in Latein nicht aufgepasst hat: „Ora et Labora“ steht für „Bete und Arbeite“

Tafel 4

Über der Eingangstür des Gesinde- oder Bauernhauses hing eine Tafel mit der folgenden Inschrift.

SoliDeoGloria_altFotoSoli deo Gloria
Erbauet von
Johann Karl Gottlob
Müller
1831

Diese Tafel ist jedoch nach der Wende verschollen. Ein Foto und eine Zeichnung haben wir nur noch davon. Hier gibt es jedoch eine Diskrepanz: die Zeichnung weist das Jahr 1837 aus, auf dem Foto sieht es sehr stark nach 1831 aus. Für alle Latein-anfänger unter uns: „Soli Deo Gloria“ steht für „dem alleinigen Gott zur Ehre“
Unsere neuen Bewohner haben jedoch beim Steinmetz eine neue Platte anfertigen lassen mit den Worten:SoliDeoGloria_NeuFoto

JKM
Soli Deo Gloria
erbaut 1837
erneuert 2011

Inschriften an der Giebelwand

Diese Inschriften waren im Lehmputz zwischen den Fachwerkbalken des Haupthauses eingeritzt und nachgemalt und von der Straße aus sichtbar. Da der Giebel jedoch in den 80er Jahren wegen Baufälligkeit und Gefahr für die Kinder auf dem benachbarten Schulweg abgerissen wurde, existieren nur noch Fotos und Zeichnungen davon. Eventuell werden wir diese Sprüche ja auch wieder auf die Hauswand schreiben.

Das Gehöft um 1400 entstanden
kein Krieg derzeit in deutschen Landen,
Vom Meißner Bistum als Lehn betreut,
Ward allhier noch viel Wein erbaut.
In hartem Bauernfleiß ohn‘ Unterlaß
Füllt Jahr für Jahr sich Scheuer u. Faß.

Nun kam ’ne schlimme Kriegsnot
7 Jahr – man aß viel kärglich Brot,
schon 182 Jahr‘ ist’s wieder her,
dies‘ Haus beschädigt wurde sehr,
mit Müh‘ u. Not ward’s wieder aufgebaut
und weiterhin auf Gott vertraut.

Zum 2. Male – Anno 1813 schon,
vorbei zog hier Napoleon.
Der Kugeln viele traf das Haus,
hielt standhaft diese Zeiten aus,
bis Kriegspest zum 3. Mal
für Dresden wurde zum Fanal.

Doch diesmal hielt dem Bombenbrand
nur’s halbe Haus dem Feuer stand.
Drum laßt Habgier nie mehr walten
und uns in Zwietracht nicht zerspalten,
lebt stets friedlich nun hienieden,
damit wir haben immer Frieden.
Anno 1945, E.F.

Schauen wir uns das mal genauer an: „um 1400 entstanden“ erscheint ganz schön alt, zumal alle sonstigen Aufzeichnungen, Karten und Akten immer erst im 17.Jahrhundert das Gehöft oder seine Besitzer erwähnen. Auf der anderen Seite: der in der 2. Strophe erwähnte siebenjährige Krieg war 1763 vorbei (182 Jahre vor 1945), und dabei wurde das Haus stark beschädigt. Also doch älter? Dann die Tafel #2 mit der 1475, der Schlussstein im Torbogen mit älteren, weggeschliffenen Inschriften, und nicht zuletzt ein einzelner Sandstein im Fenstersturz des Wohnstallhauses mit der Inschrift 1664. Es gibt also ein paar Hinweise, aber nichts konkretes.

Eine weitere Inschrift tauchte laut den Chroniken zweimal auf: einmal an der Giebelseite des Wohnhauses, ein zweites Mal an der Scheune (beides ist jedoch leider nicht mehr vorhanden):CottaKannGedenkenDran

Cotta kann gedenken dran was der Krieg verwüsten kann
im Anno erb. 1764 v. J.M.M.
Ern. 1935 E.F.

Schlusssteine / Türstürze

Im großen Rundbogentor findet sich folgende Inschrift im Schlussstein:

Erbaut mit Gott im Jahre 1805, erneuert von J G M 1851

und innen, jetzt leider nicht mehr sichtbar:

Johann Gottlieb Müller 1805

Der Schlussstein zeigt bei genauerer Betrachtung jedoch deutliche Spuren älteren, nicht mehr lesbarer Inschriften, die überschrieben bzw weggeschliffen worden sind. Also entweder wurde der Stein aus einem anderen Tor wiederverwendet, oder das Tor ist deutlich älter als wir annehmen. Interessant in dem Zusammenhang die Bleistiftzeichnungen des Dresdner Bildchronisten Richard Bernhardt (1900-1977), welche man  im Dresdener Stadtarchiv anschauen kann. Auf der Zeichnung des Schlusssteines ist dort z.B. „1803“ zu lesen, tatsächlich ist eine „1805“ eingemeisselt.

Im kleinen (Fussgänger-) Tor finden sich 4 verzierte Buchstaben, bin mir aber nicht sicher was da genau steht. Eventuell:SchlusssteinTor_Klein

H O I Z

wer da mehr erkennt, gibt uns bitte Bescheid!

Im Türsturz der Tonne, dem ebenerdige Gewölbekeller steht

JMM 17.63 I.F.K

was wir als die Initialien des ersten nachgewiesenen Besitzers, J. Michael Müller und das Jahr 1763 interpretieren. Wofür das I.F.K. wohl steht?TuersturzTonne

6 Kommentare

  1. Hallo Robert,
    im Schlussstein kl. Tor steht m.E. nicht H O I Z.
    Eine echte Herausforderung.
    Ich neige zu ISO IZ
    1.Teil in alter dt. Schrift geschrieben.
    Es könnte auch IN ) (mit halben O) sein, hat aber kein Sinn.
    2.Teil kann man auch streiten. Das I kann eine 1 sein, denn rechts unten ist ein schräger Strich dran. So könnte das eine 1 werden, davon ausgehend kann das Z eine 7 sein. Unklar, was bedeutet dann der untere Strich, der in einen kl. i ? endet.
    ???
    Hilfreich wäre es den Querschnitt des Steins zu betrachten. M.E. sind noch alte Zeichen schemenhaft vorhanden. Wurde da was weggeschliffen?
    Es gibt doch Verfahren womit man Druckstellen erkennbar machen kann. Schließlich wurde die Schrift eingemeißelt. Durch Verdichtung verändert sich die Steinstruktur.
    Beim nächsten Besuch werden wir mal das Problem in Augenschein nehmen und diskutieren. grins

    Eigentlich wollte ich nur zu der ganz tollen HP gratulieren. Toll
    Schöne Vorweihnachtszeit wünschen euch allen
    Bärbel und Vati

    • Super Analyse. Hab daraufhin auch noch mal genauer geschaut: vielleicht ist es ja auch irgendein Steinmetzzeichen (vor allen diesen I oder 1), und die Initialen des Steinmetzes?

  2. Das ist alles sehr spannend. Zwei kleine Anmerkungen:
    „1475“: Die Inschrift ist keinesfalls aus dem 15. Jahrhundert. Die Buchstabenformen deuten eher auf das 18. Jahrhundert hin. Also 1775?
    „HOIZ“: Die Ziffer 2 sieht in alten Schriften oft wie ein Z aus. Vielleicht ist zu lesen „NO (=Nummer) 12“ oder „AO (=Anno) 12“ (dann am ehesten 1812).
    Viele Grüße und alles Gute

  3. Die erste Inschrift deutet auf ein Gedicht von Adolf Friedrich Carl Streckfuß:
    http://www.aphorismen.de/suche?f_autor=5301_Adolf+Friedrich+Carl+Streckfu%C3%9F

  4. Tafel 2:
    Vorschlag zur Ergänzung:
    Gott hat geholfen,
    Gott hilft noch,
    Gott wird auch wieder helfen.

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