Im Stadtarchiv haben wir mal nach alten Akten unseres Hofes gesucht. Einige Bauakten, Anzeigen und allgemeine Behördenbriefe der Familie Faust haben wir gefunden. Sicher gibt es noch mehr, hier erst mal die ersten Akten samt „Übersetzungen“ für diejenigen unter uns, die im Lesen der alten Kurrent- oder Sütterlinschrift nicht mehr so sicher sind.
Bei den Abschriften wird Euch an einigen Stellen drei Fragezeichen (???) auffallen. Hier konnten wir bisher den Text nicht sicher entziffern. Wer Spass am Enträtseln hat und etwas mehr lesen kann, schreibt mir das bitte hier unten im Kommentarfeld rein oder per email an mich. Ich habe versucht, zur besseren Ortientierung die Abschriften zeilengenau zu setzen. 1000 Dank ist euch gewiss!
1884
Los gehts mit einer kleinen Bauakte, leider ohne Plan, aus dem Jahre 1884. Die Familie Faust hat gerade den Hof übernommen, und plant gleich den Neubau eines Schornsteines. Leider kann ich den Namen des Bauherren nicht genau lesen. Ihr vielleicht?
Was noch auffällt, ist dass von einem Haus in der Wölfnitzer Str. 13 gesprochen wird, obwohl sonst immer die Nummer 11 benutzt wird. Und zum Anreiz: versucht doch mal bitte dieses Wort zu entziffern:
1886
Die Grundstücksbesitzer Faust wollen ein Wohnhaus samt Stallgebäude aufbauen. Da der Hof zu diesem Zeitpunkt schon als Vierseithof „vollständig“ ist, könnte es sich um unser jetziges Nachbarhaus handeln. Die stand ursprünglich auf dem Faustschen Grundstück, bis es 1942 abgeteilt wurde und die Hausnummer 28 erhielt. Da muss ich doch noch mal mit unseren Nachbarn reden.
1898
Die Familie Faust reicht einen Antrag ein, den Hof an mit einer Entwässerungsanlage zu versehen und an die städtische Kanalisation anzuschliessen.
Es gibt Auflagen und Bemerkungen, und einen Monat später wird bürokratisch-korrekt bei einer Revision vorgefunden, dass „diesselbe nach dem genehmigten Plan zur Ausführung gelangt ist. Die Ingebrauchnahme wurde als zulässig erachtet. “
Interessant ist der beigefügte Plan, der einen Überblick über die Hofgebäude, die Straße und die Nachbarbebauung gibt. Hier auch noch der Grundriss der Mühle zu erkennen.
1889-1892
Albin Faust bzw. „Frau verw. Faust“ erhalten diverse Auflagen zur Einlagerung von Sprengstoff. Sie besaßen einen Steinbruch für Plänersteine am „Leichenweg“, was heute der Bereich zwischen Steinbacher Strasse (Leutewitzer Mühle) und Gottfried Keller Strasse ist.
Während am Anfang nur ein von Erdwällen umgebener Bretterverschlag dafür vorgeschrieben ist, soll 3 Jahre später ein Pulverturm dafür gebaut werden. Die königliche Amthauptmannschaft weisst noch mal daruf hin, dass bei „Zuführung von Sprengpulver niemals geraucht wird„.
1892
Clemens Albin Faust erhält einige Anzeigen vom Gemeindeamt Cotta, weil er einen Grundwasser-Saugapparat zur Kühlung von Milch benutzt („unstatthaft!„). Ausserdem hat er Jauche aufs Feld gefahren und damit die „umliegenden Bewohner in ganz erheblicher Weise belästigt„. Man wird das Gefühl nicht los, dass man ihn irgendwie auf dem Kieker hatte. 10 Jahre später immer noch
1902
Wieder eine Anzeige, diesmal vom Schutzmann Rauchfuss. Die Mauer an der Straße war in einem „derart defekten Zustand, dass durch Herabfallen von Steinen vorübergehende Personen leicht verletzt werden können„.
Die Frist zur Behebung wurde zwar um 4 Tage überschritten, aber eine Kontrolle zeigte dass die Mauer wieder in ordnungsgemäßen Zustand war. Hat gut 100 Jahre gehalten, denn wir haben diese Mauer im Sommer 2014 erneut abgetragen und neu aufgebaut.
1946
Der Krieg hatte tiefe Wunden hinterlassen, und Erhardt Faust bemüht sich um den Wiederaufbau des Hofes. Beim Amt für Wiederaufbau reicht er einen Antrag ein, das abgebrannte Stallgebüde mit einem Flachdach zu versehen, und die das große Satteldach der Scheune durch ein kleineres zu ersetzen. Das große Wohnhaus soll wieder ausgebaut und mit 6 Wohnungen versehen werden.
Es werden sehr genaue Pläne vorgelegt und Kostenvoranschläge gemacht.
2 Monate nach Erteilung der Baugenehmigung macht Erhardt Faust jedoch einen Rückzieher. Die Kosten sind zu hoch und das Geld zu knapp, so dass er um eine Rückstellung des Bauvorhabens bittet.
13. Februar 2018 um 20:12
Betr. Bauakte von 1884:
Die undeutlichen Worte müssen meiner Meinung nach heißen
„localbaustatutorischen Bestimmungen“
14. Februar 2018 um 18:56
Wow! Stimmt.